Was ist Blockchain eigentlich?
Mithilfe von Blockchain können transparente und fälschungssichere Transaktionen zwischen Teilnehmern über eine dezentrale Datenbank erfolgen.
Dezentral heißt im Grunde, dass die Datenbank nicht auf einem Server liegt, sondern auf vielen Computern verteilt ist. Die Datenbank kannst du dir somit wie ein verteiltes Register vorstellen. Die Technologie zeichnet sich durch Unabhängigkeit aus: Im dezentralen System existiert keine Person oder kein Unternehmen, welches die Überhand gewinnen kann. Somit hat jeder Teilnehmer dieselben Zugriffsmöglichkeiten.
Transaktionen beschränken sich in diesen Zusammenhang nicht nur auf Geldüberweisungen, sondern beinhalten auch das Übermitteln und Teilen von Informationen aller Art.
Transparenz ist ein zentraler Aspekt in der Blockchain-Technologie – darüber spricht jeder. Aber was bedeutet das konkret? Jede Transaktion, die innerhalb der Blockchain erfolgt, wird dokumentiert und ist für alle Teilnehmer ersichtlich. Änderungen können nur vorgenommen werden, wenn alle Teilnehmer zustimmen. Blockchain-Informationen sind für alle Teilnehmer nachvollziehbar und somit sicher, transparent und konsistent.
Wie funktioniert Blockchain?
Im Grunde läuft das Ganze so ab: Ein Teilnehmer beginnt einen Prozess und erstellt dafür einen Datensatz (auch Block genannt), der von den anderen Teilnehmern geprüft und gespeichert wird. Der geprüfte Informationsblock wird anschließend kryptografisch verschlüsselt und an andere Informationsblöcke angefügt. Blockchains funktionieren daher wie eine Kette, in die alle Teilnehmer eingebunden sind und die sich ständig um neue Informationsblöcke erweitert – damit wird nun auch der Begriff Blockchain, also Blockkette, verständlich.
Weitere Informationen zur Blockchain findest du in diesem Erklärvideo.

Kann Blockchain im Zoll und Außenhandel genutzt werden?
Blockchain ermöglicht schnelle, effiziente und transparente Transaktionsprozesse. Die Technologie hat somit das Potenzial, auch in anderen Geschäftsfeldern wie Einzelhandel, Logistik, Bankwesen und eben auch im Zoll Anwendung zu finden.
Die Handelsbranche leidet in erster Linie unter mangelndem Vertrauen und mangelnder Koordination zwischen Exporteuren und Importeuren, insbesondere zwischen aufstrebenden und entwickelten Märkten. Vor allem im internationalen Güterhandel treten verschiedene Ineffizienzen aufgrund der Komplexität der operativen Prozesse auf. Außerdem sind Versand und Handel immer noch stark von menschlichen Ressourcen abhängig und werden von manuellen und papierbasierten Prozessen beeinflusst, die sehr kostspielig, langsam und fehleranfällig sind. Mit Hilfe der Blockchain könnten Prozesse im internationalen Warenverkehr und bei Zahlungs- und Zollabwicklungen optimiert und sogar verkürzt werden. Die Blockchain-Technologie bietet zudem die Möglichkeit, Betrug und Fälschungen im Warenverkehr zu verhindern, da Daten nicht manipuliert werden können, ohne dabei alle beteiligten Parteien zu informieren. Der Echtzeit-Datenaustausch hat außerdem das Potenzial, Verzögerungen in der Lieferkette zu verhindern.
Hier sind einige Bespiele, wie Blockchain schon erfolgreich im Transportwesen angewandt wurde:
- Ein Konsortium aus AB InBev, Accenture, APL, Kuehne + Nagel und einer europäischen Zollbehörde hat bereits eine Blockchain-Lösung für die Containerschifffahrt erfolgreich getestet. Blockchain wurde verwendet, um gedruckte Frachtdokumente zu ersetzen. Die Frachtdaten wurden den beteiligten Teilnehmern über die Blockchain zur Verfügung gestellt, wodurch der Austausch der Daten erheblich beschleunigt wurde.
- Die marokkanische Zollverwaltung hat in Zusammenarbeit mit der Allianz ein Projekt gestartet, um grenzüberschreitende Handelsverfahren transparenter, sicherer und effizienter zu gestalten. Durch eine Blockchain-basierte Plattform sollen der Zollbehörde transparent Informationen zu Verfügung gestellt werden, um die korrekte Bewertung von Expresslieferungen zu garantieren.
- Seit 2016 arbeiten der Logistiker Maersk und IBM zusammen daran, durch Blockchain Lieferketten zu verkürzen, Zahlungsprozesse zu optimieren und die digitale Identifikation voranzutreiben.
Mit der Gründung von BiTA (Blockchain in Transport Alliance) im Jahr 2017 ist Blockchain ein fester Bestandteil im Zoll- und Transportwesen geworden. Die Vereinigung zählt 500 Mitglieder aus 25 Ländern, unter anderem Lotte Global Logistics, FedEx und P&G. Die Organisation bietet Schulungen und ein offenes Forum für Branchenvertreter, die sich für Blockchain interessieren, und trägt dazu bei, die Einführung von Blockchain- und Smart-Contract-Technologie im gesamten Transportwesen voranzutreiben. Einer der größten Fortschritte für die Transporttechnologie sind „Smart Contracts“, also Verträge in Form einer Software. Diese Software basiert auf der Blockchain-Technologie und bestätigt automatisch die Vertragsbedingungen zwischen den Parteien. Zu transportspezifischen Anwendungsfällen für Smart Contracts zählen die Überprüfung von Fahrerberechtigungen, die automatisierte Zahlungsfreigabe, automatisierte Forderungsdarlehen für abgeschlossene Lieferungen und die Verknüpfung mit zugehörigen Finanztransaktionen.
Blockchain ganz einfach im Unternehmen anwenden?
Einem wichtigen Aspekt wird im Hype rund um Blockchain jedoch nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt: In einer Blockchain, in der die Daten nicht verändert werden können, ist die Validität der Daten wichtiger als je zuvor – egal ob Beschreibungsdaten von Produkten oder auch Bewegungsdaten entlang der Lieferkette. Zukünftig werden sich Standards etablieren, die festlegen, wie Daten geschrieben und wie sie innerhalb der Systeme gespeichert werden.
Auch wenn sich aktuell viele Unternehmen mit dem Thema Blockchain befassen: Die Technologie befindet sich gegenwärtig größtenteils noch in der Testphase und ist in vielen Bereichen noch nicht vollständig entwickelt. Viele Unternehmen sind vor allem beunruhigt, dass es noch keinen festen rechtlichen Rahmen für Blockchain-Anwendungen gibt. Außerdem stellt die Einbindung der Blockchain-Technologie in bestehende IT-Infrastrukturen eine große Herausforderung dar. Vor allem auf EU-Ebene könnte die Umsetzung noch länger andauern, da aktuell jede nationale Zollbehörde über eigene IT-Systeme verfügt, die erst in die Blockchain eingebunden werden müssen.
Fazit:
Die Blockchain-Technologie hat ein großes Anwendungspotenzial im Zoll- und Transportwesen. Aktuell stammen die meisten Anwendungsbeispiele aus Kooperationen zwischen Konzernen oder Organisationen. Daher ist es fraglich, ob sich die Blockchain-Technologie auch für einzelne Unternehmen in näherer Zukunft durchsetzen wird. Voraussetzung dafür sind eine offene Schnittstelle, an die Unternehmen anknüpfen können, sowie die Erstellung eines rechtlichen Rahmens.
Quellen: IHK, Bita, Blockchain